Trabant 1.1 - Historie
Allgemeines
Der Trabant 1.1 ist äußerlich kaum vom Trabant 601 zu unterscheiden. Die auffälligsten Veränderungen sind das, durch Kühllöcher, asymmetrisch unterteilte Frontmittelteil (Kühlluft für Wasserkühler), die neue abgekantete Motorhaube aus Streckblech (Abkantung war Produktionsbedingt. Es sollte außerdem eine Produktionssteigerung der Preßstoffteile erreicht werden. Die Motorhaube wurde im Ausland produziert.).
Trabant 1.1 Limousine
größere Heckleuchten mit integriertem Rückfahrscheinwerfer und Nebelschlußlicht und neue Stoßfänger aus Kunststoff. Neue Innen- und Außenspiegel sowie schwarze Kunststoff-Lüftungsblenden an der C-Säule (nur Limousine) sind weitere Details der Serien-1.1er.
Trabant 1.1 Limousine
Technik und der Fahrkomfort wurde hingegen stark verändert:
wassergekühlter 1.1l-Viertaktmotor mit 40PS (im BARKAS-Werk Chemnitz in VW-Lizenz gebaut);
neue Vorderachse mit McPherson-Federbein und Querstabilisator;
neues 4-Gang-Wechselgetriebe WAF 7,4 S 4 M aus eigener Entwicklung;
Scheibenbremse vorn und Bremskraftbegrenzer für Trommelbremse hinten;
Lochkreis wurde von 160 auf 98mm verkleinert;
Knüppelschaltung,
durch Spurverbreiterung neue Tiefbett-Scheibenräder mit größerer Einpreßtiefe (ET 45);
der Tank (28l) ist endlich hinten rechts unter dem Bodenblech angeordnet;
zahlreiche Karosserieverstärkungen im Vorderteil und Innenraum;
Tankbefüllung von außen (Tankstutzen im hinteren rechten Kotflügel);
neues Armaturenbrett mit Tank- und Kühlwassertemperatur-Anzeige;
Schälldämmung im Innenraum
(dicke Filzmatten an der Spritzwand, Filzverkleidung des Daches und aufgeklebte Bitummenmatten auf dem Bodenblech),
Lüftungsschlitze über dem Heckfenster im Innern und ein dicker "Filzhimmel",
Heizleistung und Innenraumbelüftung, dank Wasserkühlung endlich auf "Weltniveau".
Trotz all dieser Veränderungen blieb der 1.1er ein "Trabant" und wurde im Volksmund scherzhaft "Mumie mit Herzschrittmacher" genannt. Später kam der Spruch "Die 1.1er rosten schneller als sie fahren" hinzu, welcher auf die halbherzige Produktionsweise nach der politischen Wende zurückzuführen ist. Die unrentable Produktion, das veraltete Fahrzeugkonzept (z.B. Bodengruppe und Hinterachse noch vom P50) und der hohe Preis, bedeutete schließlich den Untergang des Zwickauer Automobilbaus am 30. April 1991.
Historie
1984  In einen 601er wird ein selbstentwickelter Dieselmotor eingebaut. Erste Ansätze für den neuen Trabant sind bereits in dieser Zeit erkennbar (Lochkreisdurchmesser, neues VA-Konzept mit Schraubenfedern, Tank im Heck usw.). Der Dieselmotor und der damit verbundene neue Trabant wurde aber leider wegen Qualitätsproblemen und mangelnder Zuverlässigkeit des Diesels verworfen. Mehr Bilder bei den Prototypen.
1987   Bereits 1987 soll es einen grünlackierten Prototypen eines Trabant 1.1 gegeben haben. Er wurde in die laufende Fahrgestellnummerierung des 601er integriert. Später entstehen erste Funktionsmuster, wie dieser Kübel mit ungewöhlich gestalteter Front. Siehe auch Prototypen.
 
1988   Optisch veränderte Prototypen für den geplanten Serienbeginn werden gebaut. Einer davon ist der Trabant 1.1 E mit veränderter moderner Front und heruntergezogener Heckklappe. Die Produktion wird aber durch das Politbüro verhindert, weil zuviel neue Produktionswerkzeuge gebraucht worden wären.
 
Im Aril läuft der erste Viertaktmotor vom Typ BM 820 (1043 ccm) auf dem Prüfstand. Im gleichen Jahr beginnt die Produktion der in VW-Lizenz gebauten Motoren für den Wartburg (1,3l), den Trabant (1,1l) und den Viertakt-Barkas (1,3l). Die Nullserie (bzw. 0-Serie) des neuen Trabant mit 150 Fahrzeugen wird bis Anfang 1989 gebaut.
Trabant 1.1 S Limousine der Nullserie von 1988Trabant 1.1 S Universal der Nullserie von 1988
Erkennungsmerkmal dieser ersten Fahrzeuge ist die ungewöhnliche Farbe der Lackierung: Ahorngelb, wie es auch in den DDR-Fahrzeugbriefen vermerkt war. In die Typenschilder wird hinter der Modellbezeichnung ein S eingeschlagen.
Der Fahrzeugbrief des Fahrzeuges mit der Fahrgestell-Nr. 0 000 075 kann per Mausklick vergrößert angeschaut werden.
Während der Nullserie wurden noch viele technische und auch optische Details am Fahrzeug verändert. Um eventuelle Konstruktionsfehler oder technischen Schwächen vor Serienbeginn zu entdecken und abzustellen, wurde über jedes Fahrzeug (Nullserie) systematisch Buch geführt.
1989    Die Vorserie mit 850 Fahrzeugen geht vorerst noch mit Metallstoßstangen, den alten Außen- und Innenspiegeln sowie Aluminium-Lüftungsblenden (C-Säule) vom Band. Die Farben wurden im schlichten togaweiß gehalten. Vereinzelte Vorserien hatten auch eine andersfarbige Lackierung (z.B. papyrusweiß oder gletscherblau).
Trabant 1.1N der Vorserie von 1989
Auch ein weißer 1.1er mit grünlackiertem Dach und Chromstoßstangen fuhr in Dresden seine Runden.
In die Typenschilder wird hinter der Fahrzeugbezeichnung eine 0 eingeschlagen.
19.865 Mark der DDR sollte die Limousine kosten. Es werden Reparaturanleitungen, Bedienungsanleitungen und Ersatzteilkatalöge gedruckt, um nach dem Serienbeginn eine flächendeckende Reparatur- und Ersatzteilversorgung sicherzustellen.
1990    Der Trabant 1.1 (interne Bezeichnungen: 1.1N für Limousine und 1.1U für Universal) geht am 21.05.1990 im neuen Werk in Zwickau-Mosel in Serie, abwechselnd in den Farben togaweiß, papyrusweiß, gelb, gletscherblau, delphingrau (ca. 300 Stück, eine Tagesproduktion), pink und rot (geringe Stückzahl: 2 Stück, da Sonderserie für den DGB). Der Serienanlauf wurde aufgrund des politischen Umbruchs um Monate vorgezogen. Der 1.1er muß aber schon wenig später dem VW Polo weichen und wird wieder im Stammwerk produziert. Während der Serienproduktion werden graue Plastikstoßstangen und Kunststofflüftungsblenden eingeführt die den 1.1er optisch aufwerten sollen. Man kann keine genaue Abgrenzung vornehmen wann welche Teile verbaut worden sind (so gibt es z.B. gletscherblaue 1.1er mit Metallstoßstangen), da offensichtlich immer das genommen wurde was gerade verfügbar war. Außerdem wird der hintere Abschluß der Dachkanten verändert sowie Ablaufnasen in den Heckscheibenrahmen integriert. Aus den Erfahrungen der Null- und Vorserie wurden im Laufe der Serie einige technische Verbesserungen vorgenommen. Die Preise liegen nach der Währungsumstellung am 1. Juli bei 9.110 DM für die Limousine und 10.450 DM für den Universal.
Trabant 1.1 Limousine der SerieTrabant 1.1 Universal der Serie
Aufgrund der erhofften großen Nachfrage nach Kombis, wird ein Produktionsverhältnis von 80% zu 20% für Universal und Limousine festgelegt. Man erhofft sich eine erhöhte Nachfrage nach Kombis (beim 601er war das Verhältnis genau umgekehrt). Trotz großer Werbeanstrengungen wie z.B. zahlreiche Werbeprospekte führt der 1.1er ein Schattendasein neben den gebrauchten Importfahrzeugen. Ungarn und andere Länder nahmen einen großen Teil der Produktion ab, deswegen ist es nicht verwunderlich daß in Ungarn ca. ein Drittel aller produzierten 1.1er fuhr. Auf der Leipziger Herbstmesse wird der Trabant 1.1 Tramp (interne Bezeichnung 1.1V) vorgestellt, welcher als letzter Trabant noch in Serie geht. 14.820 DM soll er kosten.
Der ebenfalls vorgestellte Pickup wird nur zweimal gebaut und bleibt letztendlich nur die Idee eines "Tüftlers" aus Limbach-Oberfrohna.
Im September hat die Münchner Firma IVM mit dem Werk zusammen ein Konzept zur optischen Aufwertung der ganzen Modellreihe entwickelt. Der dreimillionste Trabant ist ein 1.1er.
Ab Dezember werden serienmäßig ungeregelte Katalysatoren in alle 1.1er eingebaut.
1991    Am 30. April 1991 verläßt der letzte Trabant die Werkhallen.

1994    Nach dem Konkurs eines türkischen Importeurs kehren 444 Trabant 1.1 Universal zurück nach Deutschland und sollten für 19.444 DM verkauft werden. Da die Nachfrage sehr gering war, wurden 351 Fahrzeuge 1996 an die Supermarktkette "allkauf" weitergegeben. Die ostdeutschen Fillialen verkauften diese dann für 9.999 DM. Zu erkennen ist der Trabant 1.1 "444" an den Messing-Schriftzügen.

Produktionszahlen
Ingesamt wurden nur 38.865 Trabant 1.1 gebaut. Davon 150 Fahrzeuge Nullserie und 850 Fahrzeuge Vorserie.